RP, 28.04.2025, Kamp-Lintfort
Stöbern und Tauschen konnten die Besucher der ersten Kleidertauschbörse an zahlreichen Ständen. Foto: Norbert Prümen
„Tausche Wintermantel gegen Sommerkleid“
Erste Kleiderbörse im Schirrhof
Kamp-Lintfort · Zum ersten Mal fand im Schirrhof eine Kleidertausch-Börse statt. Organisiert hatten das textile Ereignis Yvonne Liesfeld und Steffi Liebich mit ihrer insgesamt 20-köpfigen Whatsapp-Gruppe. Wie die Tauschbörse am Sonntag in Kamp-Lintfort angenommen wurde.
Von Jutta Langhoff
Tausche Wintermantel gegen Sommerkleid und Designer-Jeans gegen Lederjacke. Am Sonntag fand bei strahlendem Sonnenschein draußen vor dem Gebäude des Kamp-Lintforter Kulturzentrums „Schirrhof“ zum ersten Mal eine Kleidertausch-Börse statt, und das mit großem Erfolg. Organisiert hatten das textile Ereignis die 40-jährige Duisburger Erzieherin Yvonne Liesfeld und die 38-jährige Sozialpädagogin Steffi Liebich mit ihrer insgesamt 20-köpfigen Whatsapp-Gruppe und in diesem Fall auch mit der Initiative „Kulturprojekte Niederrhein“, die eigentlich eher für musikalische und literarische Veranstaltungen bekannt ist.
„Diese Tauschbörse vertritt unserer Ansicht nach auf eine sehr erfolgreiche Weise die nachhaltige Nutzung von Kleidungsstücken. Ich denke, das ist auch eine Art von Kultur“, begründete deren Vorsitzender Rüdiger Eichholtz am Sonntag die Beteiligung seines Vereins. Die Idee zu der Tauschbörse hatte Yvonne Liesfeld vor einigen Jahren bei einer Reise durch Indien. „Ich habe dabei viel Armut gesehen und auch unter welchen Bedingungen die Leute dort für unsere Textilangebote hier arbeiten“, erklärte sie. „Die wenigsten Produkte entstehen unter wirklich fairen Beschäftigungsbedingungen. Und wenn, dann sind sie hier bei uns nicht immer für jeden erschwinglich. Mit unserer Tauschbörse versuchen wir, unsere Idee von Nachhaltigkeit zu verwirklichen, indem wir Kleidung, die noch gut ist, in Umlauf halten.“
INFO
20 ehrenamtliche Mitglieder
Premiere Die Kleidertauschbörse der Gruppe „Kleidertausch Niederrhein“ fand an Sonntag, 27. April, zum ersten Mal vor dem Kulturzentrum „Schirrhof“ an der Friedrich-Heinrich-Allee 79 statt, soll dort aber demnächst mit Hilfe der Initiative „Kulturprojekte Niederrhein“ häufiger stattfinden. Die Aktion der rund 20, ausschließlich ehrenamtlich tätigen Mitglieder von „Kleidertausch Niederrhein“, wurden am Sonntag außerdem von der ukrainischen Frauengruppe der Awo mit einem Kaffee- und Kuchenstand unterstützt.
Das funktioniert schon ganz gut. Yvonne Liesfeld und ihre übrigens ausschließlich ehrenamtlich arbeitenden Gruppenmitglieder sind mit ihrer Kleiderbörse inzwischen regelmäßig am Niederrhein unterwegs und haben sogar schon einige Stellen, zum Beispiel in der Kirchengemeinde Scherpenberg, wo sie regelmäßig viermal im Jahr anzutreffen sind. Die Frage, wie das Ganze denn organisatorisch abläuft, beantwortete Yvonne Liesfeld mit einem wissenden Lächeln: „Ja, das werden wir immer wieder gefragt. Man muss nicht unbedingt etwas zum Umtauschen mitbringen. In der Regel haben wir sehr viel mehr Anbieter als Nachfrager und müssen einige Sachen sogar bis zu unserer nächsten Veranstaltung einlagern.“
Und so genau funktioniert das Ganze im Prinzip: Jeder Tauschbörsenbesucher hat die Möglichkeit, am Veranstaltungstag bis zu zehn unbeschädigte und gewaschene Kleidungstücke, aber auch Schuhe und Asscessoires wie Taschen, Mützen und Schals abzugeben, die dann von den Mitgliedern der Organisationsgemeinsschaft an vorher markierten Stellen ausgehängt oder auf Tischen angeboten werden. Jeder, auch, wer keine Tauschsachen mitgebracht hat, kann sich an diesen Ständen kostenfrei bedienen. „Uns geht es bei der ganzen Sache nicht um Geld, sondern ausschließlich um Nachhaltigkeit, aber auch um die Geschichten, die hinter den angbotenen Kleidungsstücken stecken.“
So habe zum Beispiel eine Frau bei einer der letzten Tauschbörsen einen teuren Wintermantel angeboten, den sie zwar nicht mehr trug, von dem sie sich aber nur schwer trennen konnte. Aber dann sei sie mit der neuen Besitzerin ins Gespräch gekommen und anschließend sehr glücklich gewesen. Leider, so bedauerte Steffi Liebich sei die Qualität der Sachen in den letzten Jahren deutlich schlechter geworden: „Die meisten Kleidungsstücke bestehen heute aus Kunststoffen und haben nicht nur schlechte Trageeigenschaften, sondern belasten bei ihrer Entsorgung auch zunehmend die Umwelt.“
„Also ich finde diese Veranstaltung ganz toll“, freute sich Alina Bauen am Sonntag. Die 32-jährige Mutter dreier Kinder hatte am Kinderkleidungsstand gerade ein hübsches Kleidchen für eine ihrer beiden Zwillingstöchter gefunden. „Ich hatte davor noch nichts von dieser Börse gehört, werde in Zukunft aber jetzt die Ohren offen halten.“
(lang aka )